Logbuch einer Erzieherin in Zeiten von Corona

1. Woche:

Kita geschlossen. Arbeiten ab sofort fast alle im Homeoffice. Das Team ist hoch motiviert und versucht sich in Videotelefonie. Jeden Morgen um 8 Uhr finden sich alle Diensthabenden mit seriösem Oberteil und Jogginghose vor ihren Laptops und Tablets ein. Anschließend arbeiten wir in kleinen Gruppen online weiter. Drei Mitarbeiter rufen den Youtube Channel „MarkusToGo“ ins Leben.

 

MarkusToGo-Youtube-Channel
Bildrechte St. Markus KiTa Kleinostheim

2. Woche:

Es erreichen uns die ersten Briefe und Kommentare in Youtube. Unseren Kindergartenkindern und ihren Familien geht es gut und sie freuen sich über die Videos. Das bringt große Erleichterung und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Schnell wird klar. Wir vermissen die Kurzen schon nach eineinhalb Wochen. Treffen wir Erwachsenen uns beim Holen von Material in der Kita, stehen wir mit großem Abstand zueinander. Bekomme allmählich das Bedürfnis mit meinen Kollegen zu kuscheln.

3. Woche:

Habe Urlaub. Schleiche mich trotzdem heimlich in die Videokonferenz um 8.00 Uhr. Anschließend mache mich auf in meinen Garten. Muss feststellen, dass ich mich mit den Ziegen nebenan unterhalte. Ich versuche ihnen, wenn sie sich die Köpfe einrammen, andere Konfliktlösemöglichkeiten aufzuzeigen. Ich glaube mir fehlt der Kindergarten.

4. und 5. Woche:

Haben uns daran gemacht, den Osterhasen beim Verteilen der Geschenke zu unterstützen. Sind inzwischen bereits 15 Minuten vor Beginn der Morgenrunde online. Einfach um uns sehen zu können und gemeinsam einen Kaffee zu trinken.

6. und 7. Woche:

Drei Kollegen denken über eine handwerkliche Karriere nach und streichen den Balancierpfad und die Bänke im Kindergarten. Neben den anderen Arbeiten beginnen wir damit, allen Kindern Briefe zu schreiben. Und es stellt sich für uns immer wieder die Frage, was machen denn die Kleinen ohne ihre Freunde, wenn wir uns als Team schon so vermissen. Mitmachaktionen an unserem Tor sollen ihnen zeigen, dass ihre Freunde noch da sind und es ihnen genauso geht.

Kommende Wochen:

Es schleicht sich die Befürchtung ein, dass ich nie wieder eine Jeans tragen werde. Mein Körper und die Jogginghose sind eins geworden. Sitze manchmal auf meinem Balkon und lausche den Streitereien der Nachbarskinder. Wenn es mal wieder ganz schlimm wird, stehe ich extra früh auf, hole meine Gitarre und setzte mich zurück ans Bett. Dort begrüße ich meinen Mann mit einem fröhlichen „Guten Morgen, alle aufgewacht.“ Dann vermisst auch er es, dass ich nicht im Kindergarten bin.

Autorin: Katrin Debus

 

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