Religionsunterricht zu Zeiten von Corona

„Mama, darf ich mal an den Computer?“

„Ja, aber nicht so lange, und mach vorher erst deine Hausaufgaben“!

Ein kleiner Dialog, der wohl zu normalen Zeiten so hätte lauten können. Doch nichts ist normal in diesen Zeiten: Die Schulschließung ist für Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern eine große Herausforderung. Statt wie sonst gemeinsam im Klassenzimmer zu sitzen, findet der Unterricht zu Hause online mit dem Computer statt.

Einerseits bietet digitales Lernen über Apps, Online-Plattformen oder Videokonferenzen ganz neue Chancen. Andererseits gibt es technische Schwierigkeiten in der Umsetzung. Langsames Internet, überlastete Server oder Probleme beim Mailen erschweren die Situation. Für viele Familien ist es zudem überfordernd, wenn es nur einen PC zu Hause gibt und mehrere Schulkinder gleichzeitig damit arbeiten müssen, insbesondere dann, wenn auch die Eltern im Home-Office sind.

Jesus der Auferstandene begegnet Maria Magdalena im Garten (Joh 20,11-18) –
Schlussszene des Videos „Die Passions- und Ostergeschichte von Jesus“
Bild mit freundlicher Genehmigung des Urhebers.

Mittlerweile dürften viele Schülerinnen und Schüler gemerkt haben, dass Schule mehr als nur Lernen ist: Schule ist auch ein wichtiger Lebensraum. Gerade im Religionsunterricht spielt die reale, persönliche Begegnung eine wichtige Rolle, die sich nur schwer durch einen virtuellen Chat ersetzen lässt.

Dennoch erlebe ich den virtuellen Kontakt als sehr intensiv. Trotz der räumlichen Distanz spüre ich eine neue Art der Verbundenheit und es berührt mich, wenn mir viele sehr persönliche Dinge schreiben, auf die ich in meiner Rolle als Schulseelsorger eingehen kann.

Viele Schülerinnen und Schüler zeigen sich in kreativen, ausführlichen Beiträgen von ihrer besten Seite. Weil heutiger Religionsunterricht schüler- und lebensweltorientiert ist, bietet sich hier eine echte Chance für eine individuelle und wertschätzende Rückmeldung.

Am meisten gefreut habe ich mich über das Video eines Schülers aus der 6. Klasse. Er hatte freiwillig die komplette Passions- und Ostergeschichte von Jesus mit Playmobil-Figuren und weiteren Utensilien nachgestellt, frei erzählt und dabei alles mit dem Handy gefilmt. Das Video steht inzwischen online und wird von vielen aus seiner Klasse mit netten Komplimenten und Smileys kommentiert.

Autor: Robert Weber, Schulpfarrer und Schulseelsorger, Spessart-Gymnasium Alzenau und Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg

 

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